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Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier was durcheinander geworfen wird.
MTTFd/B10d
- Der T10d Wert dieses Bauteils wird mit 14,6 Jahren (B10d = 7000 Zyklen, 2malige Betätigung (an / aus) pro Tag). Was bedeutet der Wert im Vergleich zum MTTFd, der bei 146 Jahren liegt und welche Maßnahmen sind zu ergreifen, mal abgesehen von regelmässigen Funktionsprüfungen?
Mich würde interessieren, ob du wirklich einen MTTFd-Wert UND einen B10d-Wert gleichzeitig bekommen hast?
Wenn ich mir etwa das Datenblatt vom
3VA1010-2ED32-0AA0 anschaue, finde ich da gerade gar keine Werte.
Wenn ich in Sistema schaue, sehe ich beim 3VA10 in der VDMA-Bibliothek folgendes:

Relevant hier: B10 mit 7000 Zyklen, RDF von 100% (B10d somit gleich) und auch Gerätetyp 3 (zum Verständnis).
Geräte dieses Typs sind verschleißbehaftet, erhalten somit ihren B10d-Wert und keinen MTTFd (oder auch PFHd) Hier werden die Werte nach folgendem Schema ermittelt:
MTTFd als berechneter Wert
Hier komme ich bei 2x täglich schalten (365 Tage) auf
95,9 Jahre MTTFd bzw.
T10d=9,6 Jahre. Falls eine Verringerung der jährlichen Schalthäufigkeit angenommen wurde (5-Tage-Woche oder so?), kommt hier natürlich was anderes raus. Der MTTFd beschreibt ja nur die
mittlere Ausfallwahrscheinlichkeit. T10d hingegen beschreibt nach welcher Zeit
10% der Bauteile
gefährlich ausgefallen sind. Das kann man auch mit den beiden Formeln überschlägig verifizieren (daraus ergibt sich, das T10D 1/10 von MTTFD sein muss):

Somit: Das entsprechende Bauteil muss nach 9,6 Jahren ausgetauscht werden. Da ändert auch eine Herstellerangabe einer Gebrauchsdauer nichts daran.
EDIT: Zudem siehe auch ISO 13849-1 (Zitat):
Das in C.4.2 angegebene Verfahren ergibt T10D,SW1A mit 11 364 Jahren und T10D,K1A mit 227 Jahren, die
beide die Gebrauchsdauer von 20 Jahren überschreiten und aus diesem Grund die Notwendigkeit eines
vorbeugenden Austauschs ausschließen.
Und im Gegensatz dazu
Das in C.4.2 angegebene Verfahren ergibt T10D,SW1B mit 278 Jahren, T10D,K1B mit 5,5 Jahren und
T10D,SW2 mit 13,9 Jahren, wobei die letzten beiden kürzer sind als die Gebrauchsdauer von 20 Jahren.
Die Abschätzung von PL und PFH ist somit nur gültig, wenn K1B früher als nach 5,5 Jahren und SW2
früher als nach 13,9 Jahren Betriebszeit ausgetauscht werden.
Anwendungsfall (zum Weglaufen ehrlich gesagt
)
Siemens selbst hat ein
Applikationsbeispiel (hab ich mal angehängt als PDF), bei dem der Trennschalter als Abschalteinrichtung einer Kategorie 2 genutzt wird.
Da ich das nicht alles neu schreiben will, zitiere ich mal frech:
Da der Leistungsschalter keine Diagnosemöglichkeit wie z. B. Spiegelkontakte
besitzt, kann er nicht als zweiter Funktionskanal in der Sicherheitsfunktion genutzt
werden. Außerdem ist es impraktikabel den Leistungsschalter bei jeder
Sicherheitsanforderung auszulösen, da er manuell zurückgesetzt werden muss.
Es besteht allerdings die Möglichkeit, den Leistungsschalter als sogenannten
"Ausgang der Testeinrichtung" zu verwendet. In Kombination mit einem Schütz
entspricht dies einer Kategorie 2 nach ISO 13849-1 und kann damit bis zu PL d
erreichen. Gemäß IEC 62061 kann eine Hardware-Fehlertoleranz (HFT) von 0
angenommen werden und damit bis zu SILCL 2 erreicht werden.
Die Kategorie 2 wird umgesetzt, indem das Schütz von der Auswerteeinheit
überwacht wird und im Falle eines Versagens des Schützes (Verschweißen der
Hauptkontakte) eine ausreichend zeitnahe Fehlerreaktion erfolgt. Im Fehlerfall wird
der Leistungsschalter mittels Unterspannungsauslöser ausgelöst.
Es handelt sich demnach um eine 1-kanalige Architektur mit einer spezifizierten
Fehlerreaktion
Darüber hinaus stellen das Leistungsschütz und der Leistungsschalter bewährte
Bauteile gemäß der ISO 13849-2 dar.
Der Diagnosedeckungsgrad (DC) kann mit 90 % - 99 % angenommen werden
Im Folgeabschnitt gibt es dann auch noch die Anmerkung, dass der DC am besten auf 90% verringert werden sollte.
Interessant auch folgende Anmerkung:
Unter bestimmten Voraussetzungen kann bei einem Leistungsschalter eine
Diagnose möglich sein. Notwendig dafür ist eine dynamische Überwachung des
Leistungsschalters beim Ein- und Ausschalten. Möglich ist dies durch eine F-
PLC mit entsprechender Möglichkeit des Fernantriebes zum Wiedereinschalten
des Leistungsschalters. Dies ist ausführlich in folgendem FAQ beschrieben
Ach kommt, Jungs...
Sinnhaftigkeit beim Hauptschalter
Kurz gesagt aus meiner Sicht: Keine
EDIT: Siehe aber Anmerkung zwei Posts unter mir.
Wenn man den Hauptschalter PL-mäßig bewerten würde, kommt man übrigens fast immer auf PLe (Tod, immer da, unsichtbar/nicht zu vermeiden). Sollte man die "Sicherheitsfunktion" des Freischaltens des Schranks etwa bei "Not-Aus"
wirklich benötigen, macht es ohnehin nur Sinn, die Anlage auf Seite der Unterverteilung zu trennen (den Hauptschalter kann man von mir aus dann theoretisch über einen Unterspannungsauslöser auslösen, wenn man denn so will).